Klangvolle Kommunikation: Orchesterarbeit zum Themenschwerpunkt "Dirigieren oder dirigiert werden!?"
Beschreibung und Literatur zum Workshop mit Gregor Kovačič "Klangvolle Kommunikation: Orchesterarbeit zum Themenschwerpunkt "Dirigieren oder dirigiert werden!?"". Hierbei gibt es die Möglichkeit, sich zum Teilnehmenden-Orchester C/D anzumelden.
Sonntag, 13.04.2025
19:30 – 21:30 Uhr
Welt der Lieder und Tänze
„Nationale musikalische Volkssprache“
Johann Strauss II, der Jubilar 2025, lebte und wirkte in einer Zeit, die von einem regen musikalischen Schaffen geprägt war. In der Epoche der Romantik, die seine Zeit dominierte, entstanden viele bedeutende Werke und es wirkten Musikerpersönlichkeiten, die das musikalische Erbe Europas maßgeblich prägten. Er lebte in einer Zeit, als sich die Völker in Europa sich ihrer eigenen nationalen Größe bewusst geworden sind und als Komponisten noch mehr als je zuvor Volkslieder in ihre eigenen Kompositionen eingeflochten haben.
Hier sind einige der herausragenden Musiker und Komponisten, die während der Strauss' Zeit wirkten: Franz Liszt mit seinen Ungarischen Rhapsodien. Er beeinflusste die Musik der Romantik durch seine radikale Harmonik und Formgestaltung. Johannes Brahms und seine Ungarischen Tänze. Er war tief in der klassischen Tradition verwurzelt, insbesondere in der von Beethoven, während er dennoch seinen eigenen unverwechselbaren Stil entwickelte. Pyotr Ilyich Tchaikovsky war berühmt für seine emotional intensiven und melodisch reichen Werke. Seine Werke verbinden westliche Musikelemente mit einer spezifisch russischen Klangsprache aus Volkliedern. Antonín Dvořák verband die klassische Musiktradition mit den Volksmelodien und Tänzen seiner Heimat Böhmen, insbesondere mit seinen Slawonischen Tänzen. Bedřich Smetana war ein Pionier der nationalistischen Musikbewegung in Böhmen. Sein Werk “Má vlast“ (Mein Vaterland) ist ein Meilenstein der Programmmusik und Ausdruck tschechischen Nationalstolzes.
Wir dürfen die Komponisten nicht vergessen, die nationale Programmmusik in ihre Werke eingeflochten haben: Edvard Grieg, Richard Wagner, Anton Bruckner, Gustav Mahler, Nikolai Rimski-Korsakow, Giuseppe Verdi… diese Komponisten lebten und arbeiteten in einer Zeit, in der Musik als Ausdruck tiefster Emotionen und kultureller Identität galt. Johann Strauss II selbst trug entscheidend zur Popularität der Tanzmusik, insbesondere des Wiener Walzers, bei und formte die musikalische Welt um sich herum durch seine lebhaften und eingängigen Kompositionen. Die Zeit, in der er lebte, war eine der kreativsten Phasen in der Geschichte der westlichen Musik.
Für jeden von uns (Dirigent und Musiker) ist es notwendig, dass wir jede Art von Musik pflegen und versuchen, stilistisch und auch klanglich so nah wie möglich an das Original heranzukommen. In den Proben werden wir erleben, wie wir als Dirigenten mit verschiedenen Werkzeugen zum gewünschten Ziel kommen. Unsere Treue zur Partitur und das, was wir im Kopf hören, geht nicht immer einher mit dem, was wir aus dem Orchester bekommen. So können wir schnell in einen "Kampf" mit den Musikern kommen und so ist unser gewünschtes Ziel möglicherweise am Ende noch weiter weg.
Aus Zeiten der Monarchie
Johann STRAUSS | DIE FLEDERMAUS OVERTURE | 1874 |
R. Niesse | ||
Robert STOLZ | DU SOLLST DER KAISER MEINER SEELE SEIN | 1916 |
J. van de Braak | from the Operetta »Der Favorit«, Solo Soprano | |
Franz LEHAR | VILJA-LIED, from ˝Die Lustige Witwe˝ | 1905 |
Solo Soprano | ||
Gustav MAHLER | SYMPHONY No.4 | 1900 (1901) |
G. Kovačič | 4th Movement (Sehr behaglich), Solo Soprano | |
Emmerich KALMAN | DIE CSARDASFÜRSTIN | 1915 |
J. Dobbelstein | Vorspiel |
Montag, 14.04.2025
09:30 – 11:30 Uhr
Die nationale Musik von Zoltán Kodály, Sergei Prokofjew und Maurice Ravel ist stark von ihren jeweiligen kulturellen und nationalen Wurzeln geprägt. Jeder dieser Komponisten integrierte Volksmusiktraditionen in seine Werke und schuf so eine unverwechselbare musikalische Sprache, die gleichzeitig modern und tief in der Geschichte und den Traditionen ihrer Heimatländer verankert war. Zoltán Kodály war ein ungarischer Komponist, Musikwissenschaftler und Pädagoge, der stark von der ungarischen Volksmusik beeinflusst wurde. Gemeinsam mit Béla Bartók unternahm er in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts Feldforschungen, um die traditionelle Musik des ländlichen Ungarns zu dokumentieren und zu bewahren. Diese Studien beeinflussten seine Kompositionen erheblich. In seiner Musik verarbeitete Kodály die ungarische Volksmusik sowohl in Form als auch im Stil. Sergei Prokofjew war ein russischer Komponist, der sowohl die westliche Moderne als auch die russische Tradition in seine Werke integrierte. Während seiner gesamten Karriere kehrte er immer wieder zur russischen Volksmusik zurück, vor allem in seinen späteren Werken, nachdem er in die Sowjetunion zurückgekehrt war. Seine Werke sind oft von einer klaren rhythmischen Struktur und einer volkstümlichen Melodik geprägt, die stark von der russischen Tradition beeinflusst sind. Besonders in Werken wie der Ballettmusik “Romeo und Julia“ oder auch in seiner “Symphonie Nr. 5“ zeigt Prokofjew immer wieder, wie er nationale Themen musikalisch aufgreift und transformiert.
Der Franzose Maurice Ravel war weniger durch nationale Volksmusik geprägt, sondern suchte vielmehr eine musikalische Verbindung zu spanischen und baskischen Einflüssen. Obwohl er in Frankreich geboren wurde, hatte Ravel baskische Wurzeln, was in vielen seiner Werke durch eine exotische und farbenreiche Klangwelt zum Ausdruck kommt. Sein berühmtes Stück “Boléro“ ist eines der eindrucksvollsten Beispiele für seine Auseinandersetzung mit spanischer Tanzmusik und rhythmischen Strukturen wie auch „Alborada del Grazioso“ und „Rapsodie espagnole“, welche die starke Verbindung zu seinen baskisch-spanischen Wurzeln aufzeigen.
Ein weiterer Vertreter ist Arturo Márquez, dessen musikalische Sprache eine reiche Mischung aus volkstümlichen Traditionen, rhythmischer Raffinesse und starken Emotionen zum Ausdruck bringt. Seine Fähigkeit, lateinamerikanische Tänze und Melodien in orchestrale Formen zu übertragen, macht ihn zu einem herausragenden Vertreter der modernen mexikanischen Musik, dessen Werke nicht nur in seinem Heimatland, sondern auch international Anerkennung gefunden haben
Diese vier Komponisten prägten die nationale Musik ihrer jeweiligen Länder auf sehr unterschiedliche Weise. Während Kodály und Bartók direkt Volksmusik sammelten und sie in ihren Werken verarbeiteten, schöpfte Prokofjew aus den traditionellen russischen Wurzeln und verband sie mit modernistischen Strömungen. Ravel hingegen ließ sich von den musikalischen Einflüssen Spaniens und Frankreichs inspirieren und schuf eine Musik, die sowohl national als auch universell wirkt.
Große Komponisten anderer Nationen
Zoltan KODALY | DANCES OF GALANTA | 1933 |
J. van de Braak | ||
Sergei PROKOFJEW | ROMEO AND JULIET SUITE, op.64 | 1935 (1938) |
J.de Meij, G.Kovačič | The Prince´s Decree/ The Knights´ Dance/ Madrigal | |
Maurice RAVEL | ALBORADA DEL GRAZIOSO | 1905 (1929 |
C. Janssen | ||
Arturo MARQUEZ | DANZON No.2 | 1994 |
O. Nickel |
Dienstag, 15.04.2025
09:30 – 11:30 Uhr
Johann de Meij, Alfred Reed und Ferrer Ferran sind drei bedeutende Komponisten, die sich durch ihre Beiträge zur Blasorchesterliteratur auszeichnen und dabei jeweils eine spezifische nationale oder kulturelle Identität in ihre Musik einfließen lassen. Ihre Werke sind tief in der Tradition der sinfonischen Blasmusik verwurzelt, wobei sie nationale musikalische Elemente und eine starke Verbindung zu ihren jeweiligen kulturellen Wurzeln aufweisen.
Johann de Meij und seine musikalische Sprache verbindet westliche klassische Traditionen mit niederländischen und europäischen Einflüssen. Er verwendet in seinen Werken oft komplexe, sinfonische Strukturen, die von den großen europäischen Meistern beeinflusst sind, kombiniert aber auch moderne harmonische und rhythmische Elemente. In der „4. Symphonie“ verwendet er gleiche Lieder (Friedrich Rückert) wie Gustav Mahler in seinen Kindertotenlieder.
Die musikalische Sprache von Alfred Reed spiegelt stark die amerikanische Kultur und Tradition wider, wobei er oft auf nationale Einflüsse und musikalische Stile aus den USA zurückgreift. Sein Werk „Armenian Dances", das auf armenischen Volksmelodien basiert, zeigt jedoch auch, wie er internationale Volksmusik in den amerikanischen sinfonischen Kontext integriert. Seine „4. Symphonie“ ist auch voll von traditionellen Liedern aus Spanien und Italien.
Der spanische Komponist Ferrer Ferran ist stark von der spanischen Volksmusik und kulturellen Traditionen geprägt. Er verwendet oft traditionelle spanische Melodien und Tanzformen wie den Pasodoble oder Jota in seinen Werken. Diese Tänze sind fest in der spanischen Kultur verwurzelt und ihre rhythmische Vitalität und markanten Melodien sind häufig in Ferrans Musik zu hören. Seine Komposition „Jungla“ ist ein äußerst expressives Werk, welches dramatisch und emotional aufgeladen ist. Das Stück ist eng mit der Leidenschaft und dem dramatischen Ausdruck der spanischen Kultur verbunden.
Alle drei Komponisten zeigen, wie nationale Einflüsse und Volksmusik eine wichtige Rolle in der modernen sinfonischen Blasmusik spielen und wie sie ihre jeweilige kulturelle Identität in ihre musikalische Sprache einfließen lassen.
Welt der Originale
Johan de MEIJ | SYMPHONY No.4 | 2013 |
Ein Jahr ist nun geschwunden / Zwei Brüder, Solo Soprano | ||
Alfred REED | SYMPHONY No.4 | 1993 |
Intermezzo | ||
Ferrer FERRAN | JUNGLA | 2006 |
Dienstag, 15.04.2025
14:00 – 15:30/15:45 Uhr
Johann STRAUSS | DIE FLEDERMAUS OVERTURE |
Franz LEHAR | VILJA-LIED ˝Die Lustige Witwe˝/ solo Soprano |
Sergei PROKOFIEV | ROMEO AND JULIET SUITE, op.64 |
The Prince´s Decree/ The Knights´ Dance/ Madrigal |
|
Johan de MEIJ | SYMPHONY No.4 |
1.Satz oder 4. Satz/ solo Soprano | |
Joseph MESSNER | DER SALZBURGER DOM |
Neues Stück „ÖBV-Kompositionswettbewerb Strauß 2025“ |
Mittwoch, 16.04.2025
Generalprobe und Abschlusskonzert
Der Referent: Gregor Kovačič
Gregor Kovačič absolvierte ein Masterstudium für Dirigieren am Konservatorium Maastricht (Niederlande) in der Klasse von Prof. Jan Cober. Er dirigierte die Prager Philharmonie und leitete professionelle Orchester in Niederlanden, Luxemburg, Deutschland, Kroatien und Slowenien. Unter anderem dirigierte er die fantastische Royal Symphonic Band of the Belgian Guides. Er ist Dirigent des Salzburger Landesblasorchesters, Gastdirigent des Slowenischen Polizeiorchesters und wird in der laufenden Saison die Slowenische Philharmonie leiten. Seit einigen Jahren schreibt er Bearbeitungen für den renommierten Verlag Baton Music. Im Jahr 2024 veröffentlichte er sein Buch über die Kommunikation zwischen Dirigenten und Orchestermusikern “Dirigieren oder dirigiert werden“. Mehr Infos unter: www.conkovacic.com |